Thomas' Weg zur Hufbearbeitung (Teil 1)
- Jane Voloskova
- 15. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit

Thomas hat mich schon als aktive Hufbearbeiterin kennengelernt. Ich war damals seit gut 5 Jahren dabei und innerlich immer noch verwundert, dass das Thema mich auch nach dieser Zeit nicht langweilte (im Gegenteil zu meinen Berufen davor, die nie länger als 1-1,5 Jahre dieselben blieben), sondern ich gerne arbeitete. Damals war ich auch nicht ganz so viel unterwegs, war noch keine ausgebildete Osteotherapeutin, befaßte mich nur privat mit Pferdetraining, und die Art wie ich arbeite hat erst angefangen eine eigene Handschrift zu bekommen, ohne, dass ich mir dessen auch nur bewusst war. Ich habe einfach meine Arbeit getan. Versucht jeden Tag meine Effizienz zu fördern, in verschiedensten Umgebungen möglich gleich stabile Resultate zu liefern und meine eigene Arbeitsbedürfnisse und Grenzen kennenzulernen. (Zu dieser spannender Zeit verfasse ich mal einen anderen Beitrag, wenn es Euch interessiert!)
Thomas kam in mein Leben als völlig pferdfremde Person, dennoch ist mir seine feinfühlige emphatische und humorvolle Art mit meinen Tieren umzugehen sofort überraschend und positiv aufgefallen.
Thomas ist passionierter Elektroingenieur und ein begnadeter Handwerker und so, als wir 2022 den Kurhof gekauft haben, waren unsere Rollen zunächst so getrennt, dass ich mich um alles was mit Pferden zu tun hat gekümmert habe und er sich um den passenden Rahmen dafür gekümmert hat.
Nach und nach stellte sich aber heraus, dass er viel mehr beizutragen hat. Seine Hilfe bei den Hufkursen war immer auf den Punkt, auf einmal kam er mit inhaltlichen Ergänzungen, Vorschlägen und Ideen, die so völlig neue und bereichernde Denkweise aufwiesen, dass ich niemals drauf gekommen wäre. Einfach weil wir unterschiedliche Denkmuster haben!
Als ich einmal über Nachteile von meinem Hufbock klagte, sagte er "warum bauen wir nicht einfach einen perfekten Hufbock?". Und was für mich wie eine schöne aber utopische Träumerei klang, war binnen weniger Wochen auf einmal Realität geworden- er besorgte sich die notwendigen Rohstoffe, lernte spontan Edelstahl zu schweißen, entwickelte den Entwurf nach meinen Vorgaben in einer CAD Zeichnung, ließ das von mir handgeformte Auflageschale in 3D- Formnegativen drucken, baute sich selber alle möglichen Halterungen und Hilfsinstrumente und auf einmal war es nicht nur hypothetisch machbar, sondern fast schon da- unser eigener Hufbock! Für mich ist es ein wenig wie Magie! Ich sprang bei Vervollständigung vom Design mit meinen praktischen Erfahrungen ein und egal was mir einfiel- er fand den Weg es geschickt einzubauen.
Was mir bei all dem immer klarer wurde- Thomas war mittlerweile zu einem Teil von Kurhof Spreewald geworden, einem wichtigen Teil, auf den ich als Unternehmerin nicht verzichten und den ich auch nicht mit einem anderen Arbeitgeber teilen möchte. Als dann feststand, dass auch unsere familiäre Situation sich demnächst verändern würde, war der Entschluss irgendwie von allein da- wir wagen jetzt (!) eine Umstrukturierung und Erweiterung des Angebots. Kurhof Spreewald wird mehr als Jane- die Hufbearbeiterin/Osteo, wir halten uns (wieder mal) nicht an das Branchenübliche, sondern machen unser eigenes Ding uns schauen wohin es uns bringt.
Und dann hat er mich mit der Frage endgültig verblüfft, ob ich ihm denn auch die praktische Bearbeitung beibringen würde, damit er mich da auch unterstützen kann... Ich bin fest davon überzeugt- mit seinem Verständnis für Statik, seinem Feingefühl und technischem Geschick wird Thomas zu einem absolut begnadeten Hufbearbeiter und ich freue mich jetzt schon für "seine" zukünftige Pferdepatienten und ihre Besitzer!
Seine Ausbildung haben wir jezt nach der Theoriegrundausbildung auf einer Lernreise in der Toscana bei einer Kursteilnehmerin von mir fortgesetzt. Dazu gibt es im 2. Beitrag dieses Blogs demnächst einen Erfahrungsbericht von Thomas selbst. So könnt Ihr seinen Weg zum Hufbearbeiter von Anfang an mitbegleiten!
Bis bald also,
Jane
Wie spannend zu lesen! Freue mich auf seine erste Bearbeitung an Cito vielleicht im Januar? ;)